Rückblick – Weg aus der Depression – 2003

Dieser Beitrag entstand 2003 in einem Fitnessforum noch vor der Diagnose Bipolar, die dann 2004 erfolgte!

26. März 2003

nach 1 1/2 jahren schwerster depressionen ist ein licht am ende des tunnels erschienen. über diese zeit sind die schlimmsten gedanken im leben meine begleiter geworden. alles drehte sich nur noch darum, wie man dem leiden ein ende setzen kann. irgendwann ist der innere antrieb auf ein maß gesunken, welches einen abgang nicht mehr möglich macht. wurde von psychiatrischen einrichtungen und am ende von meinen eltern gepflegt. ein leben ohne fremde hilfe wurde zur utopie. jede zigarette, die ich rauchte verlängerte in den schlimmsten phasen mein leben. die angst es wirklich tun zu müssen nahm überhand. die umwelt versteht nicht im geringsten was in einem vorgeht. man kann es im prinzip auch nicht sagen, weil es viele nicht verkraften könnten. in so einer krise bekommt man sehr viele tipps, die einen in gewisser hinsicht ins kindesalter zurückversetzen. man fühlt sich auch so, weil jede selbständigkeit plötzlich nicht mehr möglich ist. heute ist es passiert, war nach über einem jahr wieder selbst einkaufen und verspürte das erste mal keinen unangenehmen zwang. weiß heute genau wie mühsam die kleinsten kleinigkeiten werden können. konnte manchmal kaum duschen gehen. das bett zu verlassen wurde zu einer ungeheuren anstrengung. man kommt an den punkt wo einfach jede motivation fehlt weiter zu machen. habe jetzt das gefühl zu wissen worauf es ankommt. das wichtigste ist verständnis und zuspruch. an diesem punkt möchte ich mich ganz herzlich bei Kurt bedanken. während der ganzen zeit blieb er mit mir in kontakt (via sms). das war eine zeit lang das einzige was mich am leben gehalten hat. die erwartung ein sms von Kurt zu bekommen. trotzt mehrmaliger selbstmordankündigungen hat er mich nie aufgegeben und mich weiter als freund behandelt. meine kontakte hatte ich zu diesem zeitpunkt schon längst aufgegeben. nun möchte ich aber kurz mitteilen was wirklich passierte und verbesserung brachte: kaufte mir am 17.2.2003 ein notebook und beteiligte mich am fitness-forum. plötzlich erwachte auch wieder mein interesse an irgendetwas. im jahr 2001 machte ich vor meiner erkrankung die ersten erfahrungen damit, wo ich auch Kurt kennenlernte. nach dem 17.2 (damals lebte ich noch bei meinen eltern) gab zum ersten mal momente mit einer gewissen spannung. was gibt es neues im forum? schon längere zeit bemühte sich meine mutter meine frühere wohnung einzurichten. dort lebte ich bevor ich meine freundin kennenlernte. aufgrund meiner erkrankung zerbrach die beziehung bevor meine liebe ex-freundin selbst zerbrochen wäre. hatte überhaupt kein interesse in diese wohnung zu ziehen, weil sich ja niemand um mich kümmern konnte. dachte zu verwahrlosen, weil ich ja nicht mehr aufstehen und duschen gehen konnte. einkaufen war absolut undenkbar. seit ich aber meinen festen internet-anschluß in der wohnung habe, bin ich ab und zu in meine wohnung gefahren. eines tages habe ich auch übernachtet. es waren zwar noch viele ängste da, aber es ging so einigermaßen. seit einigen tagen habe ich plötzlich wieder interesse auch etwas für meine wohnung zu tun (erledige selbstständig einkäufe) und freue mich auch über neue möbelstücke. in den nächsten tagen bekomme ich meine trainingsgeräte. der seit 1 1/2 jahren nicht aktive kadaver wird möglicherweise wieder trainiert. das heutige posting zum thema ernährung motivierte mich auch selbst einzukaufen und mir etwas zuzubereiten. habe jetzt wirklich das gefühl einen fortschritt gemacht zu haben.

bin jetzt auch froh, dass es leistungsfähige menschen gibt, die in der lage sind moderne technologien in die praxis umzusetzen. dazu gehört das internet und die mobil-telefonie. die welt wächst zusammen. das ist gut so. hätte ich sonst Kurt kennengelernt? bin auch begeistert vom forum. hier treffen sich menschen die sich etwas zu sagen haben. alle können vom wissen anderer profitieren. das forum ist für mich eine wichtige institution geworden. und es kostet nicht einmal geld wie die selbsthilfegruppen die ich besuchte. kein antidepressivum kann die kommunikation mit anderen menschen ersetzen. möchte allen noch verständnis für depressive wünschen. es kann jeden erwischen. es handelt sich um eine trend-erkrankung. bitte geht mit diesen menschen behutsam um. die haut ist sehr dünn. kleinigkeiten können schon total verunsichern und kränkend sein. man ist nicht absichtlich depressiv. es passiert, oft weiß man warum kann aber dagegen nichts unternehmen. das allerwichtigste ist IRGENDETWAS zu finden, was interesse schafft, egal was. ein patentrezept gibt es sicher nicht. die menschen sind unterschiedlich. das gemeinsame ist wahrscheinlich ein nicht gedeckter bedarf. sei es anerkennung, liebe, job oder sonst etwas.
Herzlichen dank an alle im forum. man kann sich hier auf etwas verlassen, nämlich auf antworten. schließlich ist doch jeder auf der suche nach antworten.

LG, Hannes

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